Tropen

Tropen
Tro|pen ['tro:pn̩], die <Plural>:
zu beiden Seiten des Äquators liegende Zone mit sehr heißem Klima:
diese Pflanzen kommen nur in den Tropen vor.

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Tro|pen 〈Pl.〉 heiße Zone auf beiden Seiten des Äquators zw. den Wendekreisen [zu grch. tropos „Drehung, Wendung“, hier im Sinne von „Sonnenwende“]

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1Tro|pen :
Pl. von Trope, Tropus.
2Tro|pen <Pl.> [eigtl. = Wendekreise, griech. tropai̓ (hēli̓ou) = Sonnenwende, Pl. von: trope̅̓, Trope]:
Gebiete beiderseits des Äquators (zwischen den Wendekreisen) mit ständig hohen Temperaturen:
sie war lange in den T.

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I
Tropen
 
[griechisch tropaí (hēlíou) »Sonnenwende«, also eigentlich »Wendekreise«] Plural, der zwischen den Wendekreisen (23º 27' nördliche Breite und südliche Breite) gelegene Bereich (mathematische Klimazone), der etwa 40 % der gesamten Erdoberfläche umfasst. Diese solaren Tropen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Sonne zweimal im Jahr im Zenit steht, am Äquator jeweils am 21. 3. und 23. 9., zu den Wendekreisen hin in immer kürzeren Abständen, über den Wendekreisen jeweils nur einmal. Der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen sinkt nie unter 43º (kein Sonnen- und Schattenhang). Der Wechsel zwischen Tag und Nacht ist scharf, die Dämmerung kurz. Tag und Nacht sind am Äquator immer fast gleich lang (12 Stunden); an den Wendekreisen dauert der längste Tag etwa 13½ Stunden, der kürzeste 10½ Stunden. Aufgrund der v. a. in den äquatornahen Bereichen intensiven Sonneneinstrahlung während des ganzen Jahres, die zu einer starken Verdunstung besonders über den tropischen Ozeanen führt, wirken die Tropen entscheidend auf den Wärme- und Wasserhaushalt des Systems Erde-Atmosphäre ein. Der Haupttransport latenter und fühlbarer Wärme erfolgt in der äquatorialen Tiefdruckrinne im Zusammenhang mit starker Konvektionsbewölkung von der Erdoberfläche in die hohe tropische Atmosphäre.
 
Im klimatologischen Sinne versteht man unter Tropen die Gebiete beiderseits des Äquators (aufgrund unterschiedlicher Abgrenzungskriterien nicht unbedingt mit den strahlungsklimatischen Tropen identisch), in denen tropisches Klima herrscht. Dieses ist infolge des ganzjährig von der Senkrechten nur wenig abweichenden Sonnenstandes durch eine ganzjährig hohe Einstrahlung mit entsprechend hohen Temperaturen (außer in Gebirgen) gekennzeichnet, v. a. im äquatornahen Bereich. Da die Tageshitze im Wesentlichen von der direkten Sonneneinstrahlung herrührt, kühlt es nachts relativ stark ab, jedenfalls im Vergleich zu den äußerst geringen Unterschieden der im Laufe eines Jahres auftretenden Tagesdurchschnittstemperaturen. Man spricht daher von Tageszeitenklima.
 
Bei der Abgrenzung der Gebiete mit tropischem Klima setzte man für Tiefländer eine Jahresdurchschnittstemperatur von 20 ºC (manchmal auch von 18 ºC) als begrenzenden Wert fest. Diesen warmen Tropen steht der Bereich der kalten Tropen in den Gebirgen gegenüber. Auch hier herrscht das ganze Jahr über eine relativ gleichmäßige Durchschnittstemperatur, aber je nach Höhenlage bei einem anderen (mit der Höhe abnehmenden) absoluten Wert und wesentlich stärkeren Schwankungen zwischen Tag und Nacht (in großer Höhe zum Teil ständig Nachtfrost). Die sich daraus ergebenden Höhenstufen der tropischen Gebirge sind besonders deutlich in Süd- und Mittelamerika ausgeprägt (Tierra); in Äthiopien Stufung in Kolla, Woina Dega und Dega. Eine Ausnahmeerscheinung stellen die Küstenregionen im Bereich kalter Meeresströmungen dar (kühle Küstenwüsten, v. a. vor der Westküste Südamerikas).
 
Für die jahreszeitliche Differenzierung und die Gliederung der Tropen sind die Niederschlagsverhältnisse maßgebend. Durch die den Sonnenhöchstständen folgenden Zenitalregen, die sich aus der Konvektion im Bereich der innertropischen Konvergenzzone ergeben, ist in den inneren Tropen (bis etwa 10º nördliche Breite und südliche Breite) eine doppelte Regenzeit (ohne ausgeprägte Trockenzeit) mit Maxima nach den Tag- und Nachtgleichen (Äquinoktialregen) ausgebildet. Diese immerfeuchten Tropen erhalten die größten Niederschlagshöhen auf der Erde.
 
Polwärts schließen sich die äußeren Tropen (wechselfeuchte Tropen, Randtropen) an, in denen mit dem zeitlichen Zusammenrücken der Sonnenhöchststände (Nähe der Wendekreise) das doppelte Niederschlagsmaximum in eine einfache sommerliche Regenzeit übergeht (Solstitialregen, zu denen auch die Monsunregen Süd- und Südostasiens gehören), die mit einer zunehmend ausgeprägten Trockenzeit wechselt (passatische Trockenheit aufgrund der winterlichen Verlagerung der randtropisch-subtropische Hochdruckgürtel äquatorwärts). Über den Meeren sind im Bereich der innertropischen Konvergenzzone die durch Windstille oder nur leichte Luftbewegungen charakterisierten Kalmen ausgebildet, außerhalb davon können tropische Wirbelstürme auftreten.
 
Den Niederschlägen und Temperaturen entsprechend wechselt die Ausprägung der natürlichen Vegetation (u. a. tropischer Regen- und Bergwald, Monsun-, Trockenwald, Savanne, Galeriewald, Mangrove, Halbwüste, Wüste). Abhängigkeit vom tropischen Klima (u. a. infolge der tiefgründigen Verwitterung) zeigen auch Oberflächenformung (z. B. Flächenspülung, Inselberge, Rumpfflächenbildung, Kegelkarst) und Bodenbildung (tropische Böden); wichtig war das Fehlen pleistozäner Kaltzeiten in den Tiefländern. Die landwirtschaftliche Nutzung unterliegt vielen, letztlich klimatisch bedingten Einschränkungen, v. a. in den immerfeuchten Tropen. Für den Menschen nachteilig sind auch Schwüle und Tropenkrankheiten.
 
 
W. Manshard: Agrargeographie der T. (1968);
 W. Manshard: Entwicklungsprobleme in den Agrarräumen des trop. Afrika (1988);
 W. Lauer: Vom Wesen der T. (1975);
 H. Riehl: Climate and weather in the tropics (London 1979);
 W. Weischet: Die ökolog. Benachteiligung der T. (21980);
 S. Nieuwolt: Tropical climatology (Neuausg. Chichester 1982);
 J. O. Ayoade: Introduction to climatology for the tropics (Chichester 1983);
 S. Hastenrath: Climate dynamics of the tropics (Neuausg. Dordrecht 1991);
 A. Wirthmann: Geomorphologie der T. (21994);
 
Tropical, subtropical geomorphology. Research studies from coastal areas to high mountains, hg. v. K.-H. Pfeffer (Berlin 1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Vegetationszonen: Vom Klima bestimmt
 
II
Tropen
 
[spätlateinisch tropus »Gesang(sweise)«], Singular Trope die, -, Musik: Zwölftontechnik.
 
III
Tropen
 
[griechisch trope̅́, eigentlich »(Hin)wendung«, »Richtung«], Singular Trope die, -, oder Tropus der, -, Rhetorik: zusammenfassende Bezeichnung für in einem übertragenen Sinn verwendete sprachliche Ausdrucksmittel, z. B. Allegorie und Metapher.
 

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1Tro|pen: Pl. von ↑Trope, ↑Tropus.
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2Tro|pen <Pl.> [eigtl. = Wendekreise, griech. tropaí (hēlíou) = Sonnenwende, Pl. von: trope̅́, ↑Trope]: Gebiete beiderseits des Äquators (zwischen den Wendekreisen) mit ständig hohen Temperaturen: in den feuchten, heißen T.; sie war lange in den T.

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Tropen — die Tropen (Mittelstufe) Gebiete in der Nähe des Äquators, die sehr heiß sind Beispiel: Kokosnusspalmen wachsen in den Tropen. Kollokation: in die Tropen fahren …   Extremes Deutsch

  • Tropen — 1Tro|pen die (Plur.) <über lat. tropa aus gr. tropaí (hēlíou) »(Sonnen)wende«, Plur. von trope̅, vgl. ↑Trope> heiße Zone zu beiden Seiten des Äquators zwischen den Wendekreisen. Tropen 2 2Tro|pen: Plur. von ↑Trope u. ↑ …   Das große Fremdwörterbuch

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